Die Insel La Certosa bei Venedig – ein verlassener Paradies in der venezianischen Lagune

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Die Insel La Certosa ist eine der größten Inseln in der Lagune von Venedig. Durch ihre geografische Lage, weniger als 200 Meter vom Sestiere di San Pietro di Castello und 2 km vom Markusplatz entfernt, kann sie noch als Teil des Stadtzentrums betrachtet werden.

Doch nicht nur die Lage der Insel ist interessant: Gleichzeitig machen ihre Geschichte und ihr naturalistischer Wert die Insel La Certosa zu einem Teil des besonderen ökologischen und sozioökonomischen Kontextes der nördlichen Lagune.

Der Name der Insel stammt aus dem Orden der Kartäusergemeinschaft, die 400 Jahre lang auf der Insel lebte, der im Italienischen Ordine Certosino heißt.

In anderen Artikeln habe ich die touristischen Inseln von Murano und Burano beschrieben. Alle diese Inseln sind bei Touristen beliebt und einen Besuch wert, wenn du mehr als ein paar Tage in Venedig verbringst und noch nie dort gewesen bist.

Aber es gibt noch andere, weniger bekannte Inseln in der venezianischen Lagune, die aus verschiedenen Gründen verlockend sein können. Zusätzlich zur Insel La Certosa findest du hier weitere vier kaum bekannte Inseln der venezianischen Lagune, die noch als Geheimtipp gelten.

Eine davon, die Insel La Certosa bei Venedig oder einfach Certosa, ist einzigartig: Die kleine Insel ist 22 Hektar groß und besteht größtenteils aus einem öffentlichen Park, in dem Kinder und Hunde zwischen Bäumen, exotischen Pflanzen und den Ruinen eines alten Klosters, das der Insel ihren Namen gab, frei auf dem Rasen laufen können.

Kinder werden sich besonders über die Ziegen und Kaninchen freuen, die auf der Insel leben.

Siedlung der Augustinermönche

Die nordöstliche Hafenmündung von Venedig war seit der frühesten Entwicklung der Stadt die bevorzugte Route in die Lagune. Es war kein Zufall, dass die Insel La Certosa bei Venedig bereits im Dezember 1199 zur Heimat einer Gemeinschaft von Augustinermönchen wurde. Ziel war es, ein Kloster dort zu gründen und so eine strategische Stellung in der venezianischen Lagune einzunehmen.

Gemeinschaft der Kartäusermönche

Knappe zwei Jahrhunderte später, nachdem die Augustinermönche die Insel bereits verlassen hatten, wurde die Insel an die Kartäusergemeinschaft abgetreten. Diese lebten bis dahin auf San Giorgio Maggiore, zusammen mit anderen religiösen Gemeinschaften, und bekamen somit eine eigene Insel für ihre Gemeinschaft.

Die Kartäusermönche leisteten ganze Arbeit: Erst eine generelle Urbarmachung und Konsolidierung der Insel, danach bauten sie richtige Ufer; insbesondere wurde 1581 das gesamte Ufer, das die Wiese umschließt, errichtet.

Abgesehen von den Klosterbewohnern gab es einige Bauern, die die Felder der Insel bewirtschafteten; die vorherrschende Wirtschaftsform war der Gemüse- und Weinanbau und in gewissem Umfang auch die Weidewirtschaft.

Im Jahr 1576 wurde die Insel von der Pest heimgesucht, was im Folge der vielen Todesfälle zu großen Schäden an den heutigen Gebäuden und Weinbergen führte. Die Gebäude auf der Insel mussten ständig instand gehalten werden und im späten 18. Jahrhundert wurden Arbeiten an den Zellen, der Kirche und dem Glockenturm durchgeführt.

La Certosa als militärischer Stützpunkt

Im Dezember 1807, nach der Besetzung der Gebiete durch die französischen Truppen Napoleons, wurden die Mönche der Insel La Certosa bei Venedig in das Kloster Bosco del Montello verlegt, in der Nähe von Nervesa della Battaglia bei Treviso.

Den napoleonischen Erlasse folgend wurde die Insel von den Besatzern für militärische Zwecke genutzt und ihrer religiösen Schätzen sowie Kunstwerken beraubt.

Ein paar Jahre zuvor war die Idee aufgekommen, den Hauptfriedhof auf der Insel zu errichten, aber die Hypothese wurde zugunsten von der Insel San Michele bei Murano aufgegeben. Nachdem die Insel 1812 vom Militär besetzt worden war, wurden dort Pulvermagazine gebaut.

Im Laufe der Jahre wurde die Kirche vollständig zerstört und bis 1958 wurde die Insel auch von der italienischen Armee als Schießplatz genutzt.

50 Jahre Verfall und die darauf folgende Sanierung

Die endgültige Schließung des militärischen Stützpunkt im Jahr 1958 und die Aufgabe der Militärwohnungen zehn Jahre später führte zu einem schmerzhaften Verfall der Insel.

1997 begann die Stadtverwaltung von Venedig mit der Restaurierung und der Sanierung der Insel. Ziel war eine Umnutzung und eine wirtschaftlichen Wiederbelebung.

1985 find das Komitee Certosa e Sant’Andrea unter der Leitung venezianischer Umweltschützer an, sich dafür einzusetzen, die Insel vor dem Verfall zu bewahren und sie als Stadtpark wiederzuerlangen.

In 2004 wurden zunächst nur die Lagerhallen und dann alle restaurierten bauten an Vento di Venezia, ein Unternehmen junger Unternehmer und Segler, übertragen, das die Öffnung eines Yachthafenresorts, das nicht nur ökologisch nachhaltig ist, sondern auch eines der dynamischsten Elemente der Entwicklung sein soll, zügig abschließt.

Die Insel verfügt nun über ein Segelzentrum, die Venezia Certosa Marina, die praktisch ist, wenn du mit deinem eigenen Boot ankommst oder einen Segelkurs machen willst.

Seit 2010 wird die Insel La Certosa bei Venedig im Rahmen eines noch größeren Restaurierungsprojekts wiederhergestellt, was sie zu einem attraktiven Ort macht, an dem du viele Stunden abseits der Touristenströme in Venedigs Hauptgeschäftsstraßen verbringen kannst.

La Certosa heute als größter Stadtpark Venedigs

Die Insel hat ein bemerkenswertes ökologisches Erbe, vor allem in Bezug auf die Vegetation. Sie zeichnet sich durch das Vorhandensein von Hainen aus Weiß- und Schwarzpappeln und Eschen aus, die sich mit nicht einheimischen Baum- und Straucharten abwechseln (Robinien, Hecken- und Maulbeerbäume, Obstbäume, japanischer Liguster, japanischer Evonymus).

Das Projekt Parco della Certosa, das von Vento di Venezia mit einer öffentlich-privaten Partnerschaft vorgestellt wurde, ist das natürliche Ergebnis der Erholung der Insel, die verschiedene Aktivitäten und Landschaften umfasst.

Das Projekt umfasst die vollständige Wiederherstellung der Insel für die Schaffung eines öffentlich zugänglichen Parks mit barrierefreien Bereichen und ausgestatteten Wanderwegen sowie die Erhaltung des Naturerbes auf mehr als zwei Dritteln der gesamten Fläche.

Die ländliche Bestimmung einiger Gebiete wird die Wiederbelebung der Gartenbau- und Weinbautraditionen der Insel ermöglichen, auch durch den Anbau einheimischer Reben. Die alten Überreste des Kartäuserklosters aus dem fünfzehnten Jahrhundert werden durch die Schaffung von Strukturen für kulturelle Aktivitäten und Schulungen aufgewertet.

Die nachbarinseln Vignole und Sant’Andrea werden über ein System von Fußgängerübergängen auf schwimmenden, mobilen Brücken erreichbar sein, die über die bestehende Haltestelle auf der Insel Certosa bei Venedig und ein neues Fußgängersystem in das öffentliche Nahverkehrssystem integriert werden, um ein nautisches, landwirtschaftliches und ökologisches Viertel zu schaffen.

Die Wiederherstellung und Aufwertung der Insel La Certosa ist ein mögliches Beispiel für die territoriale Umgestaltung, die strategische Funktionalisierung und die nachhaltige Entwicklung untergenutzter Bereiche des Stadtgebiets sowie ein integriertes Umweltlabor, in dem das tief verwurzelte Potenzial der Stadt Venedig und ihrer Lagune nebeneinander bestehen, das aus der Wechselbeziehung zwischen natürlicher Umwelt und menschlichen Aktivitäten entsteht.

Anreise zur Insel La Certosa bei Venedig:

Die Insel La Certosa in der venezianischen Lagune
Die Insel La Certosa in der venezianischen Lagune

Wenn du nicht mit einem Segel- oder Motorboot ankommst, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder mietest du ein Wassertaxi oder du nimmst einen der ACTV-Wasserbusse der Linien 4.1 und 4.2.

Die ACTV-Boote fahren ständig durch das Stadtzentrum von Venedig, entweder gegen den Uhrzeigersinn (4.1) oder im Uhrzeigersinn (4.2). Die nächstgelegenen ACTV-Stationen im Zentrum von Venedig, San Pietro di Castello und Sant’Elena, sind nur ein paar Minuten entfernt. Nach San Marco von der Insel La Certosa brauchst du ca. 15 Minuten.

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