Die in der venezianischen Lagune gelegene Insel Poveglia ist ein Ort, der lange Zeit von Geheimnissen umhüllt war. Dabei liegt die Insel nur ein paar Kilometer von Venedig entfernt.
Die Insel Poveglia hat eine lange und dunkle Geschichte, die bis in die Zeit des Römischen Reiches zurückreicht. Im Laufe der Jahre hat sie vielen Zwecken gedient, aber schließlich wurde sie verlassen und war noch nie Ziel der vielen Touristenmassen, die jedes Jahr Venedig besuchen.
In diesem Beitrag werden wir die Geschichte der Insel Poveglia erkunden und was sie so bemerkenswert macht.
In anderen Artikeln habe ich die touristischen Inseln von Murano und Burano beschrieben. Alle diese Inseln sind bei Touristen beliebt und einen Besuch wert, wenn du mehr als ein paar Tage in Venedig verbringst und noch nie dort gewesen bist.
Aber es gibt noch andere, weniger bekannte Inseln in der venezianischen Lagune, die aus verschiedenen Gründen verlockend sein können. Zusätzlich zur Insel Poveglia findest du hier weitere vier kaum bekannte Inseln der venezianischen Lagune, die noch als Geheimtipp gelten.
Inhaltsverzeichnis
Die Insel Poveglia in der Antike
Die Insel Poveglia hat eine lange und abwechslungsreiche Geschichte, die bis in die Zeit des Römischen Reiches zurückreicht. Historiker vermuten, dass die Insel bereits um 2.000 v. Chr. genutzt haben könnten.
Im frühen fünften Jahrhundert diente die Insel den damaligen Bewohnern als Zufluchtsort, als die Küstenstädten über Land angegriffen wurde. Da die Insel die Lagune gut überblickt und leicht zu verteidigen ist, ist verständlich, warum ausrechnet sie als Zuflucht ausgewählt wurde.
Poveglia bei Venedig im Mittelalter
Povelgia war nicht immer ein böser Ort, an dem sich unaussprechliche Schrecken ereigneten. Die Insel wird bereits im Jahr 421 urkundlich erwähnt und war bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, vor Ausbruch der Pest, ein florierendes Wirtschaftszentrum mit einer wachsenden Bevölkerung.
Während des Krieges mit Genua um die Stadt Chioggia, die sich am südwestlichen Ende der Lagune befindet, zwang die Regierung die derzeitigen Bewohner der Insel Poveglia, auf eine andere Insel in der Lagune umzuziehen, um einen militärischen Posten auf der Insel zu errichten. Als die Bewohner weg waren, errichteten die Beamten ein achteckiges Fort mit Marineartillerie, das es Venedig ermöglichte, die Lagune von dieser verteidigungsfähigen Position aus zu kontrollieren.
Als der Krieg 1381 endlich vorbei war, lag Povelgia völlig verwüstet da und nur ein paar Dutzend Einwohner konnten nach Hause zurückkehren. Danach war die Insel etwa zweihundert Jahre lang unbewohnt, aber hier beginnt die wirklich grausame Geschichte der Insel.
Die Insel Poveglia wird zur Pestkolonie
Im 14. Jahrhundert, als die Pest in Europa verbreitung fand, wurde die Insel Poveglia zu einer Pestkolonie. Was als vorübergehende Lösung für die überwältigende Zahl der Infizierten gedacht war, wurde später zu einer dauerhaften Lösung.
Damals erlag die Hälfte der Bevölkerung der Krankheit, und die Überlebenden erfuhren mehr oder weniger, wie sich die Krankheit ausbreitete. Zunächst wurden die infizierten Leichen auf zwei getrennten Begräbnisstätten außerhalb der Stadtgrenzen entsorgt. Die Venezianer mussten jedoch drastischere Maßnahmen ergreifen, als die massiven Gruben mit den Toten überliefen.
Die Regierung verbannte daraufhin alle infizierten Menschen auf die Insel Poveglia und die kleineren Inseln und gründete Lazarette:
- Lazzaretto Vecchio, das offiziell nicht zu Poveglia gehört, war eine weitere kleinere Insel und der Standort des ersten Lazaretts.
- Lazaretto Nuovo, das direkt bei der Hauptlagunenmündung liegt und als Quarantänestation diente.
Die venezianische Regierung beschloss, Poveglia als Abladeplatz für die infizierten Bürger der Stadt zu nutzen. In dieser Zeit schickten die Behörden große Lastkähne mit toten Opfern nach Poveglia, um sie dort abzuladen. Gleichzeitig schickten die Behörden auch jeden, der im Verdacht stand, Pestsymptome zu haben, auf die Insel.
Normalerweise mussten die Infizierten 40 Tage warten, um die Lazarette zu verlassen und so Venedig betreten zu dürfen. Einige erholten sich, aber andere zeigten in der Zeit Symptome und viele starben sogar.
Es gab so viele Tote, Sterbende und Kranke auf der Insel, dass es eine Herausforderung war, sie alle zu begraben. Also sahen sich die Venezianer gezwungen, die Leichen zu verbrennen, um die Ausbreitung der Pest zu verhindern und Platz für weitere Opfer zu schaffen.
Aufgrund der Natur der Krankheit wurden diejenigen, die zu krank waren, um zu sprechen, oft fälschlicherweise für tot gehalten und lebendig verbrannt. Asche regnete vom Himmel und der Rauch der verbrannten Leichen verpestete die Luft.
Die ständige Einäscherung der Pestopfer und die schiere Zahl der Infizierten führten zu einem Gerücht unter den nachfolgenden Generationen der Venezianer. So soll der Boden auf der Insel Poveglia wegen der ständigen Leichenverbrennungen zu 50% aus menschlicher Asche bestehen.
Auch wenn das natürlich nicht stimmt, so ist die Vorstellung doch erschreckend. Bei archäologischen Ausgrabungen wurden später die Skelettreste von fast 2.000 Menschen gefunden, die an der Pest gestorben waren.
Man geht davon aus, dass etwa 160.000 Menschen auf der Insel Poveglia starben, aber die Insel ist noch nicht so gut erforscht wie Lazzaretto Vecchio. Auf die Insel gebracht zu werden, war ein sicheres Todesurteil und die Menschen gingen oft schreiend und tretend, weil sie wussten, dass sie ihre letzten Tage in einer buchstäblichen Hölle auf Erden verbringen würden.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass das Lazarett mehr Überreste enthielt, als damals gefunden wurden. Noch heute werden verkohlte Menschenknochen an die Küste von Poveglia gespült.
Kein Wunder, dass die Fischer die Insel Poveglia mieden, aus Angst, Menschenknochen in ihren Netzen zu finden.
Unter der Herrschaft Napoleons wurde die Insel bis zur Schließung des Krankenhauses im Jahr 1814 dauerhaft als Isolationskolonie genutzt. Unter französischer Herrschaft wurde die dortige Kirche aus dem 12. Jahrhundert zerstört und der Glockenturm der Kirche wurde in einen Leuchtturm umgebaut.
Poveglia wird aufgegeben
Die Venezianer gaben die Insel 1868 auf, nachdem die Behörden beschlossen hatten, dass eine Quarantänestation nicht mehr notwendig war. Die Venezianer beschlossen auch, dass sie den Geruch von brennenden Leichen und Pestopfern nicht mehr ertragen wollten. Die Insel wurde im Wesentlichen aufgegeben und dem Verfall überlassen.
Die dunkelsten Tage der Insel: Poveglia bei Venedig wird zur Irrenanstalt
Die dunkle Vergangenheit der Insel hat sie zu einem der am meisten heimgesuchten Orte der Welt gemacht. Viele Legenden und Spukgeschichten ranken sich um die Insel. Es wird angenommen, dass die Geister der Pestopfer und der Verbrecher, die auf die Insel verbannt wurden, noch heute dort leben.
Obwohl die Geschichte von Poveglia bis ins frühe 19. Jahrhundert düster und furchterregend war, scheint es, dass sie noch düsterer werden könnte.
Im Jahr 1922 wurde auf der Insel Poveglia eine psychiatrische Anstalt errichtet, die bald für ihre unmenschliche Behandlung bekannt wurde. Das Schild mit der Aufschrift “Reparto Psichiatria“, das bis heute an dem verfallenen Gebäude angebracht ist, erinnert an die damalige Nervenheilanstalt.
Die Patienten, die nach damaligen Maßstäben ohnehin als verrückt galten, berichteten regelmäßig, dass sie die Geister der Pestopfer sahen und dass sie nachts von den Schreien der gequälten Seelen wachgehalten wurden. Ihre Behauptungen wurden ignoriert.
Zu dieser Zeit waren Geisteskrankheiten noch nicht so klar definiert wie heute. Daher beherbergte das Krankenhaus viele Patienten mit körperlichen Behinderungen, psychischen Erkrankungen und neurologischen Problemen. Selbst jene, die sich außerhalb der kulturellen Normen verhielt, wurden als geisteskrank definitiert und auf die Insel Poveglia eingewiesen.
Als ob das nicht schon seltsam genug wäre, beschloss der Arzt der Nervenheilanstalt, eine Heilung für Geisteskrankheit zu finden, indem er Lobotomien an den Patienten durchführte. Die gruselige Geschichten um die Insel Poveglia besagen, dass er grausame Methoden anwandte, um die Lobotomien durchzuführen, zum Beispiel mit Handbohrern. Einige der seltsamen Maschinen sind noch heute in den Räumen der Klinik zu sehen.
Nach Poveglia geschickt zu werden, glich sehr oft einem Todesurteil, und für die Patienten gab es selten Chance auf Rehabilitation. Die Patienten wurden oft an ihre Betten gekettet oder tagelang in dunklen Räumen zurückgelassen.
Viele Patienten starben im Zuge der – fehlenden – Behandlungen und ihre Leichen wurden in nicht gekennzeichneten Gräbern auf der Insel verscharrt. Im Jahr 1968 wurde das Krankenhaus geschlossen und aufgegeben, und die Gebäude waren erneut dem Verfall überlassen.
Die Insel Poveglia soll an private Eigentümer verkauft werden
Trotz der dunklen Geschichte von Poveglia hat die stadtverwaltung im Laufe der Jahre versucht, einen Käufer für die Insel zu finden. Im Jahr 2014 sollte die Insel Poveglia bei Venedig an einen privaten Investor verkauft werden, der die Insel neu bebauen wollte.
Der Verkauf der Insel hat in der Öffentlichkeit große Besorgnis ausgelöst, da sie befürchten, dass der neue Eigentümer die dunkle Vergangenheit der Insel ausnutzen und sie in eine Touristenattraktion verwandeln wird.
Durch den damaligen öffentlichen Protest kam es zu keinem Verkauf, sondern die Insel sollte für 513.000 Euro an Luigi Brugnaro für 99 Jahre gepachtet werden. Kommt dir der Name bekannt vor? Wenn ja, dann weil Luigi Brugnaro der Bürgermeister von Venedig ist. Als er 2015 das Bürgermeisteramt bekam, zog er wegen Interessenkonflikte sein Angebot zurück, und die Insel war erneut in Hand der Stadtverwaltung.
Was ist nun mit der Poveglia heute?
In den letzten Jahren hat sich nämlich die Insel Poveglia den Ruf erworben, einer der spukhaftesten Orte der Welt zu sein. Es ist ein Ort, der von Geheimnissen und Schrecken umhüllt ist.
Besucher und Abenteuerlustige besuchen die Insel oft in der Hoffnung, einen Blick auf einen der Geister zu erhaschen, die dort angeblich spuken. Es gibt viele Geschichten und Legenden über den Spuk auf der Insel und die Geister der Pestopfer, die dorthin verbannt wurden.
Poveglia war schon oft Gegenstand von Fernsehsendungen, die das Potenzial für paranormale Aktivitäten auf der Insel aufzeigen. Die Insel war sogar schon Thema von Fernsehsendungen wie Ghost Adventures* und Scariest Places On Earth.
Trotz ihres unheimlichen Rufs zieht die Insel immer noch Gruselfans aus der ganzen Welt an. Im Jahr 2016 wurden zum Beispiel einige amerikanische Touristen dabei erwischt, wie sie versuchten, sich mitten in der Nacht auf die Insel zu schleichen.
Feuerwehrleute wurden zur Insel geschickt, um sie zu retten, als ein vorbeifahrendes Boot ihre Schreie hörte, weil sie auf der Insel feststeckten. Es ist also leicht zu verstehen, warum Poveglia einen besonderen Ruf hat.
Und angesichts der schrecklichen Geschichte der Insel, und vor allem weil sie sich im privatem Besitz befindet, ist es kein Wunder, dass es verboten ist, die Insel Poveglia ohne Sondergenehmigung zu besuchen.
Die Insel Poveglia bei Venedig erreichen
Die Insel ist nicht leicht zu erreichen, da es keine öffentlichen Verkehrsmittel dorthin gibt. Sie ist nur mit speziellen Genehmigungen zugänglich, die schwer zu bekommen sind. Alternativ kannst du auf eigenes Risiko ein Wassertaxi mieten, das um die 150 Euro kostet.
Warum darf niemand die Insel Poveglia besuchen?
Die Insel Poveglia ist einer der geisterhaftesten Orte der Welt. Doch der offizielle Grund, warum niemand die Insel betreten kann, sind die vielen baufälligen Gebäuden, die jederzeit zusammenzufallen drohen.
Ist Poveglia eine Privatinsel?
Nein, die Insel Poveglia ist keine Privatinsel, sondern gehört zu 100% der Stadtverwaltung Venedig. Allerdings würde die Stadt Poveglia gerne seit über 25 Jahren “loswerden”, da sie kein Interesse hat, die Insel und die Gebäuden zu sanieren.
Wo liegt die Insel Poveglia?
Die Insel Poveglia ist eine winzige Insel zwischen Venedig und Lido in der venezianischen Lagune, im nördlichen Teil Italiens.
Wie kann ich die Insel Poveglia bei Venedig erreichen?
Am direktesten erreichst du Poveglia, wenn du ein privates Boot oder ein Wassertaxi buchst. Du kannst ein privates Boot an verschiedenen Orten in Venedig mieten, zum Beispiel am Bahnhof Santa Lucia. Bedenke jedoch, dass Poveglia eine Insel mit beschränktem Zugang ist und das Betreten ohne Sondergenehmigung verboten ist.
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