Gefahr für Venedig abgewendet: Die UNESCO hat am Donnerstag, 14. September, entschieden, die Lagunenstadt nicht auf die “schwarze Liste” des gefährdeten Welterbes zu setzen.
Die Delegierten hätten die Entscheidung einstimmig getroffen, berichtete die Stadtverwaltung. Auf der Tagesordnung stand die Prüfung der “Empfehlung” der Experten der internationalen Organisation, die vorgeschlagen hatten, Venedig in die Liste des gefährdeten Welterbes aufzunehmen, da sie die Maßnahmen zur Bekämpfung der sich verschlechternden Umwelt- und Wirtschaftssituation als “unzureichend” bewerteten.
Venedig hatte jahrelang mit drastischen Maßnahmen wie der Einführung einer Reservierungspflicht und der Kontingentierung von Eintrittskarten gekämpft, um den Ansturm von Millionen Touristen auf die überfüllte Altstadt einzudämmen. Bisher ohne Erfolg. Erst die Covid19-Pandemie konnte zum ersten Mal seit Jahrzehnten die Touristenströme zähmen.
Es gab zahlreiche Mobilisierungen zur Unterstützung dieser Entscheidung, nicht zuletzt eine Online-Petition mit 4.500 Unterschriften. Eine venezianische Delegation unter der Leitung des Generaldirektors der Stadtverwaltung, Morris Ceron, sowie des stellvertretenden Bürgermeisters, Andrea Tomaello, und des Stadtrats für Umwelt, Massimiliano De Martin, verbrachte mehrere Tage beim italienischen Botschafter in der arabischen Hauptstadt.
Vielleicht war die UNESCO-Entscheidung nicht zuletzt von der Ankündigung beeinflusst, 2024 eine Eintrittsgebühr zu erheben. Am Mittwoch, den 13. September, wurde nämlich die endgültige Regelung für die Eintrittsgebühr veranbschiedet, jenes “Ticket”, das ab dem kommenden Frühjahr getestet werden soll, um den ungeplanten Zustrom von Tagesbesuchern zu steuern und zu begrenzen. Die Maßnahme soll vor allem Tagestouristen abschrecken, die die Stadt, die für ihre Kunstwerke, Brücken und Kanäle weltberühmt ist, überlasten.
Nämlich über 80% der Touristen, die Venedig besuchen, kommen nur für einen Tag. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein so hoher Anteil an Tagestouristen – die in der Regel wenig ausgeben – eine Destination in den Niedergang treibt.
Zu den weiteren Argumenten, die dem UNESCO-Komitee vorgelegt wurden, zählen die die bedeutenden Fortschritte, die in den letzten Jahren gemacht wurden, um die Stätte vor den Bedrohungen des Klimawandels und den Herausforderungen des Massentourismus zu schützen, wie das Moses-System und die Absperrungen am Markusdom.
Für Bürgermeister Luigi Brugnaro ist die Entscheidung “ein Beweis dafür, dass unsere Bemühungen zum Schutz Venedigs von allen anerkannt werden und dass der Vorschlag, Venedig auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen, ein politischer war”.
Die UNESCO und die Liste des gefährdeten Welterbes
Die UNESCO hat festgestellt, dass die Stätte aufgrund der Komplexität ihres Ökosystems vor großen Herausforderungen steht. Sie hat Italien daher aufgefordert, seine Maßnahmen zum Schutz der Stätte mit Entschlossenheit fortzusetzen, und hat das Land ermutigt, die UNESCO und ihre Fachorgane zu einer Erkundungsmission nach Venedig einzuladen, die nützlich sein könnte, um sich ein aktuelles Bild vom Erhaltungszustand der Stätte und von der Strategie zu machen, die von den nationalen und lokalen Behörden umgesetzt wird, um ihren bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.
Im Jahr 2024 wird die online zu entrichtende Steuer nur für maximal 30 Tage gelten, an denen traditionell mehr Touristen unterwegs sind. Kaum hatte die UNESCO verkündet, dass Venedig dieser schändlichen Einstufung entgangen war, beeilte sich der italienische Kulturminister Gennaro Sangiulano, “einen Sieg für Italien und den gesunden Menschenverstand” zu verkünden.
Doch Venedig ist noch nicht endgültig aus dem Schneider: “Das Komitee hat erneut seine Besorgnis über die großen Herausforderungen zum Ausdruck gebracht, die für die Erhaltung der Stätte noch zu bewältigen sind, insbesondere im Zusammenhang mit dem Massentourismus, den Entwicklungsprojekten und dem Klimawandel. Es ist der Ansicht, dass weitere Fortschritte erzielt werden müssen”.
Das Komitee forderte Italien außerdem auf, “eine beratende Mission des Welterbezentrums einzuladen (…) und bis zum 1. Februar 2024 einen Bericht vorzulegen, damit der Erhaltungszustand der Stätte auf der 46. Tagung des Komitees im Sommer 2024 erneut geprüft werden kann”.
Weiterführende Links
Mehr zur UNESCO Welterbe-Diskussion hier: Der Kampf um Venedigs Seele: Tourismus, Tradition und die Bedenken der UNESCO.
Die Einführung einer Eintrittsgebühr in Venedig: Reservierungspflicht und Eintrittsgebühr in Venedig ab 2024 zur Bekämpfung des zerstörerischen Übertourismus.
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