Keine Spaghetti mit dem Messer schneiden! Über die feinen Regeln und Etikette der italienischen Küche in Venedig


Wenn du eine Reise nach Venedig planst, solltest du dich als erstes mit den italienischen Essgewohnheiten vertraut machen.

Italienerinnen und Italiener sind bekanntermaßen wählerisch, wenn es ums Essen geht, und sie haben ihre eigene Etikette, was man beim Essen tun und lassen sollte, und das nicht nur bei Pasta.

In diesem Artikel erkläre ich dir, wie du wie ein gebührtiger Italiener – oder eine gebührtige Italienerin – Pasta kochen und essen kannst, damit du wie ein Profi nach Venedig reisen und wie ein Einheimischer aussehen kannst!

Spaghetti mit dem Messer schneiden, geht das?

In Italien ist es zwar nicht verboten, Nudeln – vor allem Spaghetti – mit dem Messer zu schneiden, bevor du sie isst, aber das solltest du nicht tun.

Vielleicht denkst du, dass nichts schlimmes dabei ist, und Spaghetti um die Gabel zu wickeln doch recht schwierig ist. Was soll schon passieren, wenn du beim Schneiden von Spaghetti im Restaurant erwischt wirst?

Viele Italienerinnen und Italiener nehmen die Sache mit dem Essen sehr ernst und können sich sehr echauffieren, wenn sie sehen, dass du die Nudeln schneidest. Das ist eine Art Beleidigung oder sogar ein Sakrileg. In den meisten Fällen aber lachen sie nur, und manchmal machen sie sich über dich lustig.

Was du vielleicht schon über Italiener und Essen gehört hast, sind nicht nur Klischees. Als Italiener, der im Ausland lebt, kann ich das bezeugen.

Auch wenn ich inzwischen flexibler und weniger voreingenommen bin, gibt es immer noch einige Essensgewohnheiten, die ich mir im Laufe der Jahre nicht abgewöhnen konnte, und andere seltsame Verhaltensweisen, die mich immer noch schockieren.

Eine davon ist das Essen von Pizza mit Ananas darauf. Das ist einfach nur eklig und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass sie gut schmeckt. Das ist eines der Dinge, die du nicht tun solltest, wenn du nach Venedig fährst. Frag nicht nach Pizza Hawaii. Tu das bitte nicht!

Das andere ist die Krux mit dem Schneiden von Spaghetti oder anderen Nudelsorten. In Italien macht man das mit kleinen Kindern, wenn sie lernen, selbst zu essen, und noch nicht in der Lage sind, souverän die Spaghetti um die Gabel zu wickeln.

Wenn du das als Erwachsener machst, siehst du aus wie ein Verrückter oder ein Ausländer, der kein Interesse daran hat, richtig italienisch essen zu lernen. Wenn wir Italiener Spaghetti essen, rollen wir sie einfach auf der Gabel – ohne Löffel, was ebenfalls komisch ist, aber nicht so schlimm, wie die Spaghetti mit dem Messer zu schneiden.

Abgesehen davon kannst du natürlich mit deinem Essen machen, was du willst und es so essen, wie es dir am besten schmeckt. Für einen Italiener ist das einfach komisch, aber wer weiß, was meine Landsleute in Deutschland mit dem hiesigen Essen alles anstellen: Bestimmt essen sie gebratene Weißwürste beim Sonnenuntergang, wenn sie zum Oktoberfest nach München kommen.

In Italien unvorstellbar: Spaghetti mit dem Messer schneiden.

Pasta-Knigge in Italien: Wie du Pasta richtig kochst und isst

Wenn du Italien besuchst, gibt es einige Dinge, die du wissen solltest, und einige Essensregeln, die du vielleicht befolgen möchtest – einfach aus Spaß, um etwas Neues auszuprobieren, oder aus Respekt vor der lokalen Kultur.

Natürlich ist das nicht verpflichtend; jeder sollte essen, was er mag und wie er es mag. Aber weil wir Italiener so wählerisch sind, wenn es um unser Essen geht, solltest du es vielleicht lernen, wenn du in Italien nicht negativ auffallen möchtest.

Tipp 1: Pasta kochen wie die Weltmeister

Wenn du Pasta kochen willst, solltest du lernen, wie man sie auf italienische Art zubereitet. Dazu befolgst du diese einfachen Schritte:

  1. Nimm einen großen Topf und bringe darin Wasser mit etwas Salz zum Kochen. Als Faustregel: 1 Liter Wasser pro 100gr Nudeln, z.B. Spaghetti.
  2. Während es kocht, gibst du die Spaghetti hinein, ohne sie zu zerbrechen. Gib sie einfach senkrecht hinein und warte ein paar Sekunden, bis der Teil, der im Wasser liegt, weich wird. Dann rutschen die oberen Enden automatisch ins Wasser, ansonsten kannst du mit einem Holzlöffel nachhelfen.
  3. Schmecke sie nach 8 Minuten ab, wenn du sie “al dente” magst, ansonsten lass sie so lange kochen, bis sie deiner Meinung nach gar sind. Je nach Marke und Art der Nudeln kannst du auf der Packung nachsehen, wie viele Minuten es höchstens dauert.
  4. Lass die Nudeln abtropfen! Du kannst sie entweder direkt auf den Tellern mit Olivenöl und Parmesankäse servieren oder sie zurück in die Pfanne geben und die Soße dazugeben, das du eventuell zubereitet hast, damit es sich leichter mischen lässt.
  5. Auf dem Teller servieren und ohne Messer essen. Versuche stattdessen, die Spaghetti um die Gabel zu wickeln.

Wichtig ist, dass die Nudeln direkt nach dem abtropfen mit der Soße vermischt werden. Ansonsten kleben sie später einandender und können nicht den Geschmack der Soße aufnehmen.

Tipp 2: Zerschneide die Spaghetti nicht auf dem Teller!

Wenn du im Restaurant Spaghetti serviert bekommst, benutze nicht dein Messer, um sie in kleine Stücke zu brechen. Erwachsene in Italien tun das nur für ihre kleinen Kinder, wenn diese lernen, selbstständig zu essen.

Ansonsten lernen auch erwachsene Kinder, wie man Spaghetti mit der Gabel aufrollt. Es ist ganz einfach und ich bin sicher, wenn du es einmal probiert hast, wirst du ein Profi.

In Italien gilt es, Spaghetti um die Gabel zu wickeln und nicht Spaghetti mit dem Messer schneiden

Tipp 3: Kein Käse zu Pasta mit Fisch oder Meeresfrüchten

Eine weitere italienische Etikette besagt, dass wir normalerweise keinen Parmesankäse zu Pasta mit Meeresfrüchten geben, weil Käse und Meeresfrüchte nicht wirklich zusammenpassen, sagen Feinschmecker.

Da viele Spezialitäten in Venedig Fisch oder Meeresfrüchte enthalten, ist das der Grund, warum Käse in venezianischen Lökalen selten serviert wird. Aber das ist keine große Sache, und viele Leute tun es trotzdem.

Für die Fisch- und Meeresfrüchtefeinschmecker unter uns habe ich folgenden Blogeintrag geschrieben, in dem ich Venedigs beste Fischrestaurants unter die Lupe genommen habe:

Tipp 4: Das Brot, das es als Beilage zu Nudeln gibt, ist für die “Scarpetta”

Etwas sehr Italienisches ist es, Brot zu verwenden, um die Soße aufzufangen, die nach dem Essen der Pasta in dem Teller zurückbleibt. Ich finde das echt lecker, vor allem wenn die Soße gut schmeckt, wenn auch nicht immer sehr elegant. Das nennt sich “Scarpetta”.

Bei einem romantischen Rendezvous solltest du das vielleicht nicht tun, aber ich würde es tun. Vor allem, wenn die Soße so gut ist. Scarpetta ist die beste Art, dein Essen zu beenden.

In Italien gilt es, Spaghetti um die Gabel zu wickeln und nicht Spaghetti mit dem Messer schneiden.

Tipp 5: Bestelle kein Risotto alla Milanese in Venedig

Obwohl du fast überall gute Pizza bekommen kannst, musst du wissen, dass die Originalpizza aus Neapel kommt, das Risotto und das Osso Buco aus Mailand, die Tagliatelle und Tortellini aus Bologna und die Pasta all’Amatriciana aus der Nähe von Rom.

Die italienische Küche ist (fast) überall gut, aber du solltest die lokalen Gerichte wählen, um das Beste von jedem Ort zu bekommen. Wenn du nicht weißt, was das typische Gericht ist, frag den Kellner, der dir gerne hilft, wenn er Englisch spricht. Wenn nicht, werden sie sich auf irgendeine Weise verständigen.

Ansonsten findest Du eine Auflistung der venezianischen Spezialitäten hier:

Tipp 6: Kein Kaffee mit Milch nach Mittag

Ähnlich wie Weißwürste in Bayern gibt es für einen Kaffee mit Milch strikte Regeln, die es zu befolgen gibt. Vor allem ein Cappuccino gilt in Italien als Frühstücksgetränk und wird von Einheimischen selten nach 11 Uhr getrunken. Wenn du später am Tag einen Kaffee trinken möchtest, probiere stattdessen einen Espresso – einfach nur einen “caffè” bestellen – oder einen Caffè Macchiato.

Einen Beitrag über die durchaus unüberschaubare italienische Trinketikette von kaffeehaltigen Getränken findest du hier:

Ansonsten findest Du eine Auflistung der venezianischen Spezialitäten hier:

Tipp 7: Vermeide die vielen Touristenfallen Venedigs

Venedig ist eine der meistbesuchte Städte der Welt und dementsprechend nicht immun gegen die vielen Touristenfallen, die Betrüger und Abzocker sich einfallen lassen.

Venedig ist berüchtigt für seine Touristenfallen, und du solltest es vermeiden, in Restaurants zu essen, die Bilder von Essen im Freien oder aufdringliche Kellner haben, die versuchen, dich hinein zu locken. Frag stattdessen Einheimische nach Empfehlungen oder recherchiere im Voraus.

Tipp 8: Vorsicht vor den hohen Preisen

Vergiss nicht, die Preise zu überprüfen: Restaurants in Venedig können teuer sein und es ist wichtig, die Preise vor der Bestellung zu überprüfen, um Überraschungen zu vermeiden, wenn die Rechnung kommt.

Sei dir auch bewusst, dass einige Restaurants einen Obolus oder Coperto verlangen, also eine Gebühr für Brot und Tischservice. Das ist inzwischen nicht mehr überall der Fall, aber noch weit verbreitet.

Tipp 9: Trinkgeld ist weder nötig noch wird es erwartet

Jetzt verstehst du, warum wir Italiener nie Trinkgeld geben, wenn wir ins Ausland reisen. Das liegt nicht daran, dass wir geizig sind, sondern einfach an unserer Kultur.

Kellner, Kellnerinnen, Träger und andere Servicekräfte erhalten einen vollen Lohn, also brauchen sie kein Trinkgeld, um ihren Lohn aufzurunden. Oft wird das Trinkgeld auch mit dem “Coperto” bereits abgedeckt.

In manchen Fällen ist Trinkgeld natürlich willkommen, wird aber nicht erwartet und in nicht-touristischen Gegenden ist das Personal überrascht – manchmal auch überfordert -, wenn ich dennoch Trinkgeld für einen ausgezeichneten Service geben möchte.

Spaghetti mit dem Messer schneiden wird in Italien nicht praktiziert.

Tipp 10: Benutze einige italienische Grußformeln

Jeder kennt das Wort “ciao”, aber vielleicht wusstest du nicht, wie man es buchstabiert. C I A O, und jetzt weißt du auch, dass wir “ciao” sowohl zur Begrüßung als auch zur Verabschiedung benutzen, aber nur zwischen Freunden und Menschen, die sich schon lange kennen, oder zwischen sehr jungen Menschen.

Zwischen Erwachsenen, die sich nicht kennen, und zwischen Jugendlichen und Erwachsenen sagen wir hingegen “Buongiorno” – ein guten Tag, das morgens bis nachmittags gilt -, oder “Buonasera” – guten Abend, wird bereits ab dem späten Nachmittag gesagt. Das zieht sich durch ganz Italien durch, von Sizilien nach Südtirol.

Ich habe nie verstanden, was die formelle Art ist, um von mittags bis 16 Uhr Hallo zu sagen. Möglich sind beide Begrüßungen.

Wenn du ein Geschäft betrittst, in ein Restaurant gehst oder jemanden triffst, würdest du zur Begrüßung Buongiorno oder Buonasera sagen. Und wenn du dich mit deiner ungeschickten Aussprache anfreunden kannst, klingt das für uns niedlich und dein Gegenüber wird die Mühe zu schätzen wissen.

Im Folgenden findest du einige nützliche Vokabeln:

  • Ja: Si
  • Nein: No
  • Bitte (beim Fragen): Per favore
  • Danke: Grazie
  • Gern geschehen: Prego
  • Prost! (Auf deine Gesundheit): Salute!
  • Entschuldigung (für Aufmerksamkeit): Scusi
  • Entschuldige mich (zum Vorbeigehen): Permesso
  • Sprichst du Deutsch oder Englisch? Parla Tedesco o Inglese?
  • Ich verstehe nicht: Non capisco
  • Es tut mir leid: Mi dispiace

Für die Wissbegierigen unter uns gibt es diesen italienischen Sprachführer, der dich bei all deinen Abenteuern südlich der Alpen begleiten wird:

Der Sprachführer Italienisch ist der ideale Begleiter für Reise und Urlaub, denn er ermöglicht eine einfache Verständigung auch ohne Italienischkenntnisse. Er bietet praktische Hilfe mit den wichtigsten Wörtern, Sätzen und Redewendungen.

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